Wärmepumpe: Erstes Effizienzhaus-Plus eröffnet

In der Innenstadt von Frankfurt am Main ist am 8. Juli ein in Deutschland bislang einmaliges Effizienzhaus-Plus eröffnet worden. Neben Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann zählte auch Bundesbauministerium Barbara Hendricks zu den Gästen der Eröffnungszeremonie. Dass auch die Bundesregierung durch eine Ministerin vertreten war, hat gute Gründe: Die Wohnanlage in Frankfurt könnte der Prototyp für das zukünftige Bauen in Deutschland sein.

Positive Energiebilanz

Als Effizienzhaus werden Gebäude mit einer ausgeglichenen Energiebilanz bezeichnet. Der Anspruch an ein Effizienzhaus-Plus ist noch höher. Solche Gebäude sollen sogar einen Netto-Energieüberschuss erbringen. Dieses Konzept wurde zwar schon in mehreren Modellversuchen erprobt, aber meist handelte es sich dabei um Ein- oder Zweifamilienhäuser. Das Frankfurter Effizienzhaus-Plus umfasst dagegen 74 Wohnungen. Die Stromversorgung übernehmen 1100 Photovoltaikmodule auf dem Dach sowie 330 weitere Module, die in die Gebäudefassade integriert sind. Ein zentraler Stromspeicher im Keller speichert den so erzeugten Strom und übernimmt die Stromversorgung, wenn die Sonne nicht scheint. Außerdem dient der Speicher als Stromquelle für Elektroautos, die den Mietern als Carsharing-Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Für die Wärmeversorgung kommt eine Wärmepumpe zum Einsatz, die einen nahe gelegenen Abwasserkanal als Wärmequelle nutzt und ihren Strom ebenfalls aus der Photovoltaikanlage bezieht. Eigentümerin des Gebäudes ist die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG, die insgesamt 23,8 Millionen Euro in den Bau investierte. Die durchschnittliche Miete in dem Gebäude beträgt rund 13,50 Euro pro Quadratmeter, Strom- und Heizkosten sind darin bereits enthalten. Die hohe Nachfrage nach Wohnungen überrascht daher nicht, denn der Mietspiegel weist für die Frankfurter Innenstadt eine Durchschnittsmiete von 18,62 Euro pro Quadratmeter aus (Quelle).

Bislang gemischte Erfahrungen

Das Effizienzhaus-Plus konnte nicht in allen bisherigen Modellversuchen die Erwartungen erfüllen. Einzelne Fehlschläge sollten jedoch nicht überbewertet werden, denn schließlich besteht der Sinn solcher Modellversuche darin, Erfahrungen zu sammeln und zu lernen. Was alles schief gehen kann, zeigt zum Beispiel ein Erfahrungsbericht über ein Berliner Projekt in der FAZ (Link). Die automatische Optimierung des Energieverbrauchs in der Wohnung wurde dort offenbar übertrieben und verursachte empfindliche Einschränkungen der Lebensqualität. Auch die in diesem Bericht geschilderten Probleme beim Einsatz von Luftwärmepumpen als Heizung sind nicht untypisch und wurden schon mehrfach beschrieben. Zumindest dieses Problem wurde beim Modellprojekt in Frankfurt durch den Einsatz einer Wasserwärmepumpe gelöst. Angesichts der Beteiligung des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik an dem Projekt in Berlin verwundert allerdings ein Detail doch ein wenig: Man habe aus dem Projekt gelernt, dass Fassadenmodule einer Photovoltaikanlage besser parallel als in Reihe geschaltet werden sollten. In einer Reihenschaltung bestimmt ein verschattetes Modul die Leistung des gesamten Strangs, weswegen in diesem Projekt die Stromerzeugung weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Für solche Erkenntnisse braucht man allerdings keine aufwändigen Modellprojekte!